Stadt landshut
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Spatenstich fürs Leuchtturmprojekt "home and care"

13.07.2021
Bauen/Entwicklung
Jugend/Bildung
Politik
Soziales

2019 hat Landshut – als erste und einzige Stadt in ganz Deutschland – von der EU-Kommission eine millionenhohe Förderzusage erhalten. Der Grund: Die von der Stadt – unter der Federführung des Sozialreferats und Beteiligung von lokalen Partnern – erarbeitete Projektidee „home and care“, mit der sie sich auf Initiative von Stadtrat Rudolf Schnur für das EU-Förderprogramm „Urban Innovative Actions“ beworben hat.

Mit großem Erfolg: Die Landshuter Bewerbung bzw. das Projekt setzte sich in einem dreistufigen Auswahlverfahren gegen 174 eingereichte Projekte aus 23 Mitgliedstaaten durch und wird im Rahmen des Programms mit rund 5 Millionen Euro an EU-Fördergeldern unterstützt.

Ein wichtiger Schritt in der Projektumsetzung ist der Bau einer Wohnanlage mit 20 Wohnungen, die auf dem Grundstück der Hl. Geistspitalstiftung der Stadt an der Marienburger Straße errichtet wird.
Die Bagger stehen bereits parat – am Dienstag erfolgte der offizielle Spatenstich.



Zu diesem Termin kam auf Initiative des Vorsitzenden des Sozialausschusses und Bürgermeisters Dr. Thomas Haslinger hoher Besuch aus dem Europäischen Parlament: Europaabgeordneter Manfred Weber persönlich war mit dabei und hat gemeinsam mit u.a. Oberbürgermeister Alexander Putz, Regierungspräsident Rainer Haselbeck, Bürgermeister Dr. Thomas Haslinger, Stadtrat Rudolf Schnur, dem Leiter des Sozialreferats, Dr. Matthias Kurbel, und vielen weiteren Projektpartnern zum Spaten gegriffen. Darunter auch die Ideen- und Konzeptgeberin des Projekts, ZAK-Vorsitzende Ele Schöfthaler, die sich seit Jahren mit hohem Engagement sowie zahlreichen Projekten für flexible Betreuungsangebote einsetzt und hilfesuchende Frauen und Familien unterstützt. Mit dabei waren auch die am Bauvorhaben beteiligten Architekten und Firmenvertreter vom Architekturbüro Leinhäupl + Neuber, von der Geiger Gruppe sowie der Gehringer GmbH & Co. Bau KG.

Seit September 2019 läuft in der Stadt Landshut, federführend im Sozialreferat, die Planung für das EU-Projekt „home and care“ zur Verwirklichung des innovativen Konzeptes zur Armutsrisikobekämpfung von Alleinerziehenden, die in Pflegeberufen oder in der Kinderbetreuung arbeiten. Mit dem Projekt zeigt Landshut, dass sozialer Zusammenhalt der zentrale Grundpfeiler in der Stadt ist und bleibt.

„home and care“ hat das Ziel, zur nachhaltigen Sicherung der sozialen und finanziellen Stabilität der Alleinerziehenden und ihren Kindern beizutragen. Insbesondere Gesundheits- und Pflegeberufe, die eine besondere zeitliche Flexibilität erfordern, stellen Alleinerziehende vor die Herausforderung, die Organisation des Familienlebens mit dem Arbeitsleben in Einklang zu bringen. Nicht selten kollidieren dabei notwendige Früh- und/oder Spätschichten mit den Öffnungszeiten regulärer Kindertageseinrichtungen. Gleichzeitig herrscht gerade in den genannten Berufen ein eklatanter Mangel an ausgebildeten Fachkräften.

Dem will „home and care“ entgegenwirken: Etwas gegen den Fachkräftemangel tun und gleichzeitig die Zukunftschancen von Alleinerziehenden und ihren Kindern stärken – indem es eine neue Form der flexiblen Kinderbetreuung entwickelt, die den Alleinerziehenden die Möglichkeit einer Ausbildung oder vollen Arbeitsstelle bietet, und zugleich die Bedürfnisse der Kinder an die vorderste Stelle stellt.
Das Projekt stellt außerdem ein Konzept bereit, um alleinerziehende Tagesmütter zu qualifiziertem pädagogischen Fachpersonal auszubilden.

Dieser Dreiklang aus Ausbildung der Mütter, Kinderbetreuung und Wohnen stellt eine Verbesserung für alle Beteiligten dar: Für die Alleinerziehenden, die die Chance haben sollen, den Lebensunterhalt für sich und ihre Kinder langfristig selbstständig erwirtschaften zu können, um aktuell und im Alter finanziell unabhängig zu sein.
Für die Arbeitgeber und damit letztlich die Gesellschaft, da das Projekt Arbeitskräfte in einem der Mangelberufe unserer Zeit sichert. Hauptaugenmerk liegt aber auf dem Wohlergehen der Kinder, die vor den negativen Konsequenzen des, strukturell bedingt, stark erhöhten Armutsrisikos ihrer Mütter geschützt und in einer sicheren Umgebung mit klaren Bezugspersonen heranwachsen sollen.

Entstehen soll ein Gebäude, in dem die Alleinerziehenden aus den Pflege- und Erziehungsberufen mit den alleinerziehenden Tagesmüttern „Tür an Tür“ wohnen. Zusätzlich werden sich im Erdgeschoss des Gebäudes Räume für vier Großtagespflegen befinden. Dadurch werden die Interessen der Kinder, Eltern und Arbeitgeber optimal gebündelt. Das Pilotprojekt hat dank des Grundstücks der Hl. Geistspitalstiftung in der Marienburger Straße einen idealen Standort gefunden – mit fußläufig erreichbaren Einkaufsmöglichkeiten, Schulen, Kinderbetreuungs- und Freizeitangeboten sowie kurzen Wegen zwischen Wohnen und Arbeit für alle Beteiligten.
Der gesamte Komplex wird in modularer Bauweise mit dem nachhaltigen Rohstoff Holz errichtet. Die architektonische Gestaltung des Gebäudes passt sich der vorhandenen Umgebung an. Die Fertigstellung ist im Sommer 2022 vorgesehen.


Wohn- und Arbeitskonzept
Ein wesentlicher Bestandteil, um das Projektziel zu realisieren, ist das innovative Wohnkonzept. Die geplanten Gebäude beinhalten vier Großtagespflegen im Erdgeschoss und darüber insgesamt 20 Wohnungen. Immer zwei Wohnungen bilden eine Nutzungseinheit, wobei jede Wohnung für sich komplett ausgestattet ist mit drei Räumen, einem Duschbad und einer Küchenzeile. Die Bewohner aus dem Bereich der Gesundheits- und Pflegeberufe und diejenigen aus dem Bereich der Kinderbetreuung wohnen zusammen mit ihren Kindern „Tür an Tür“. Die Verbindung findet bei acht Einheiten über das Kinderzimmer der Pflegekraft statt, so dass die Tagesmutter auch die Betreuung in der Nacht und am Morgen für Kinder unter 10 Jahren gewährleisten kann. Zwei Einheiten sind über den gemeinsamen Wohnungseingang/Flur miteinander verbunden, so dass die größeren Kinder sich selbstständig in der eigenen Wohnung bewegen können und zu abgesprochenen Zeiten (z.B. gemeinsamem Essen) mit der Tagesmutter verabreden können. Die Kombination aus Großtagespflegen und Wohnpartnerschaften in einem einzigen Gebäude ermöglicht eine neue Form der flexiblen Kinderbetreuung, die von einer regulären Kindertagesstätte nicht erreicht werden kann.


Projektpartner

  • Fachakademie für Sozialpädagogik der Schulstiftung Seligenthal
  • Hochschule für angewandte Wissenschaften
  • Hl. Geistspitalstiftung
  • Klinikum Landshut
  • Lakumed Kliniken
  • ZAK e.V. Landshut
  • ZAK-Kinderstiftung – Zukunft für alle Kinder

Alle Infos zu den Projektpartnern finden Sie HIER

 

Die UIA
ist eine Initiative der Europäischen Union, die städtischen Gebieten in ganz Europa Ressourcen zur Verfügung stellt, um neue und unerprobte Lösungen zur Bewältigung städtischer Herausforderungen zu testen.


Detaillierte Informationen zum EU-Projekt gibt es auch unter www.homeandcare.eu.
 

Foto zeigt: Sozialreferent Dr. Matthias Kurbel und MdEP Manfred Weber.

Das Bild zeigt Sozialreferent Dr. Matthias Kurbel, Europaabgeordneten Manfred Weber und Regierungspräsident Rainer Haselbeck.