Stadt landshut
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Literaturtage: Kaiser, Kometen und Kinderstreiche

09.11.2022
Kultur

Die zweite Veranstaltungswoche der 21. Landshuter Literaturtage hat vier Veranstaltungen zu bieten.

Der Bogen spannt sich von einem Klostertagebuch aus dem 18. Jahrhundert über ein Dreiergespräch von Büchermenschen und die Comic-Tagebücher eines pubertären Schlingels bis zur fiktionalen Lebenserzählung einer Frau im Krisenbewältigungsmodus.

 

"Dr. Bernhard Lübbers entführt auf unterhaltsame Weise in den Klosteralltag im 18. Jahrhundert. "
Dr. Bernhard Lübbers entführt auf unterhaltsame Weise in den Klosteralltag im 18. Jahrhundert. Foto: Sabine Franzl

Wenn eine verschwundene Welt lebendig wird

Geschichte ist immer in Bewegung. Auch das ausgehende 18. Jahrhundert war ein Zeitalter der Umbrüche. Diese spiegeln sich in drei wenig bekannten Tagebüchern aus dem Benediktinerkloster St. Emmeram in Regensburg wider, das Dr. Bernhard Lübbers am Dienstag, 15. November, ab 19.30 Uhr vorstellen wird. Bei den Schriften, die zwischen 1769 und 1797 entstanden, handelt es sich um „ein kollektives Selbstzeugnis“, das eine alte Welt „wie unter einem Brennglas“ sichtbar macht, so der promovierte Historiker. Da wird auf insgesamt 1500 Seiten von Kometen, Kaiserbesuchen und Vorrangstreitigkeiten zwischen hohen geistlichen Herren berichtet, aber auch von Vulkanausbrüchen in weit entfernten Ländern. Und es wird der Alltag der Klosterbewohner greifbar – kurz bevor die Säkularisation 1803 zur Auflösung der Abtei führte.

Bernhard Lübbers wird diese Welt für sein Publikum nicht wissenschaftlich trocken, sondern als feinsinniger Erzähler von vergangenen Zeiten lebendig werden lassen. Die Veranstaltung in Kooperation mit der vhs Landshut und dem Historischen Verein von Niederbayern e.V. findet am Dienstag, 15. November, im Vortragssaal der Volkshochschule Landshut, Ländgasse 41, statt. Einlass ist ab 19 Uhr, Beginn um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Interessierte können sich die Originaltagebücher, die in der Benediktinerabtei Metten aufbewahrt werden, digitalisiert auf bavarikon.de ansehen, dem Internetportal des Freistaats Bayern zur Präsentation von Kunst-, Kultur- und Wissensschätzen aus Einrichtungen in Bayern.

 

AUSVERKAUFT: „Was machen Sie eigentlich den ganzen Tag?“

Gunnar Cynybulk, versierter Büchermacher und Verleger, Titus Müller, Autor von über 30 Büchern, und Bernhard Bachem, Leiter der Buchhandlung Hugendubel in Landshut, sprechen am Mittwoch, 16. November, ab 19.30 Uhr in der Buchhandlung Hugendubel über die Welt der Bücher.

„Was uns eint? Die Liebe zur Literatur“, meint Bernhard Bachem. „Wobei jeder einen eigenen Zugang zur Welt der Bücher hat.“ Gunnar Cynybulk war Verleger von Aufbau und Ullstein, bevor er vor zwei Jahren den Kanon-Verlag gründete. Wie entscheidet er, welche Bücher er ins Programm nimmt? Was sind die Sorgen eines Verlegers? Titus Müller veröffentlichte bisher über 30 Bücher. Er lebt mit seiner Familie in Landshut, ist Mitglied des PEN-Clubs und erhielt bereits zahlreiche Preise. Seine Romanreihe um eine Spionin in der DDR brachte ihn auf die SPIEGEL-Bestsellerliste. Hat er „es geschafft“? Wie findet er seine Themen? In Bernhard Bachems Buchhandlung gibt es Werke von Hunderten von Verlagen. Wie wählen er und sein Team aus, welche Bücher ausgelegt werden? Wie entstehen Bestseller? Und auf welche Veränderungen in der Bücherwelt muss er reagieren?

Autor, Verleger und Buchhändler: Jeder der drei lebt mit und von der Literatur, jeder sieht Bücher mit einem individuellen Blick, und alle drei tragen dazu bei, dass gute Bücher ihr Publikum finden. Am Mittwoch, 16. November, lässt das Trio die Leser an ihrer Arbeit Teil haben. Die Veranstaltung in der Buchhandlung Hugendubel ist bereits ausverkauft. Beginn ist um 19.30 Uhr.

 

"Aus dem Tagebuch eines Schlingels: Autor Hans-Peter Schneider liest aus der neuen Folge seiner Erfolgsreihe."
Aus dem Tagebuch eines Schlingels: Autor Hans-Peter Schneider liest aus der neuen Folge seiner Erfolgsreihe. Foto: privat

„Ciao Kakao!“ für Kinder ab zehn Jahren

Die Stadtbibliothek, die gerade von Kultusminister Michael Piazolo für zwei weitere Jahre das Gütesiegel „Bibliotheken – Partner der Schulen“ erhalten hat, freut sich auf eine Lesung von Hans-Peter Schneider im Rahmen der Literaturtage. Von Schneiders Erfolgsreihe „Seppis Tagebuch“ gibt es mittlerweile neun Folgen. Die knallkomischen Comic-Romane berichten aus dem Leben des 14-jährigen „Lausers“ Seppi, der alle Höhen und Tiefen eines Siebtklässlers – von Auseinandersetzungen mit der nervigen Mutter bis zum ersten Verliebtsein – durchmacht.

Hans-Peter Schneider ist Vater und Gymnasiallehrer und kennt seine Pappenheimer. Er schöpft aus dem Vollen, wenn er von Seppi erzählt: Er mag den FC-Bayern und das Oktoberfest, fürchtet das Krippenspiel und muss viel Energie in die Abwehr all jener Tücken investieren, mit denen die Schule ihn traktiert. Im neuesten Band „Ciao Kakao!“ will Seppi endlich einmal Urlaub mit Sommer, Sonne, Strand genießen. Aber auch in Italien warten Schwierigkeiten auf ihn. Wer die Lesung des bayerischen Autors besucht, der auch als Schauspieler, Moderator und Regisseur aktiv ist, kann sich auf einen lustigen Lausbuben-Nachmittag freuen. Dieser Beginn am Donnerstag, 17. November, um 15 Uhr in der Stadtbücherei, Weilerstraße 23. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung in der Stadtbücherei unter Tel. 0871/710 54 ist jedoch erforderlich.

 

Trotz vieler Probleme stets gut gelaunt

Wie gestaltet man sein Leben, wenn man zwei linke Hände, eine demolierte Seele und jede Menge Probleme hat? Eine hinreißende Tiefstaplerin, der man nicht so ganz trauen kann, führt uns durch den neuen Roman von Verena Roßbacher. Mit unverbrüchlichem Optimismus und irre gut gelaunt strauchelt Charly Benz seit 43 Jahren durch ihr Leben. Sie arbeitet im Marketing einer Berliner Food-Company für vegane Müsliriegel, ernährt sich von angebrannten Croissants und bespricht ihre Beziehungsprobleme – die darin bestehen, dass sie keine Beziehung hat – mit ihrem einzigen Freund: Herr Schabowski. Herr Schabowski ist ein 60-jähriger Mann, der ihre Post und Ängste sortiert. Doch als dieser eine tödliche Diagnose erhält, ihr erster Versuch einer Systemischen Familienaufstellung in einem Debakel endet und plötzlich gleich drei Männer ihr Leben gehörig durcheinanderbringen, verlässt Charly allumfassend der Mut. Diesen sollte sie schleunigst wiederfinden, sie ist nämlich schwanger. Sie und Schabowski beschließen, ihre Probleme proaktiv anzugehen: Sie flüchten. Und zwar nach Bad Gastein, ein ehemals mondäner Kurort im Südwesten Österreichs. In einem leerstehenden Hotel der Jahrhundertwende, das einst Charlys Vater gehörte, stellen sie fest: Man kann sich die Menschen, mit denen man verwandt ist, nicht aussuchen – seine Familie aber schon. Die Lesung beginnt am Donnerstag, 17. November, um 19.30 Uhr bei Bücher Pustet, Altstadt 28. Tickets gibt es für 8 Euro ebenfalls bei Bücher Pustet, online unter www.landshuter-literaturtage.de und an der Abendkasse.

Die Landshuter Literaturtage laufen noch bis zum 20. November. Das gesamte Programm finden Sie hier.

 

Verena Roßbacher (links) zeigt in ihrem Roman, wie das „fiese Leben“ wieder an Leichtigkeit gewinnt. Drei Bücher-Profis (Bild rechts) unterhalten sich über ihr Lieblingsthema und haben dabei jeweils einen anderen Ansatz: Verleger Gunnar Cynybulk(oben), Autor Titus Müller (links) und Buchhändler Bernhard Bachem (rechts). Fotos: Christian Geyr/Frick/Kaufmann/privat
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Verena Roßbacher (links) zeigt in ihrem Roman, wie das „fiese Leben“ wieder an Leichtigkeit gewinnt. Drei Bücher-Profis (Bild rechts) unterhalten sich über ihr Lieblingsthema und haben dabei jeweils einen anderen Ansatz: Verleger Gunnar Cynybulk(oben), Autor Titus Müller (links) und Buchhändler Bernhard Bachem (rechts). Fotos: Christian Geyr/Frick/Kaufmann/privat